Diese Etappe ist etwas anders, als die vorherigen. Ich bin diesmal nicht allein unterwegs. Und wie es dazu kam, möchte ich euch hier kurz erzählen.
Seit langem möchte ich gern wissen, was ich da im Wald oder auf der Wiese fotografiere. Und da ich zu faul bin, Bücher zu wälzen oder das Internet zu befragen, habe ich kurzerhand eine Kräuterführung in Bielefeld gebucht. Und so lernte ich Katharina Hinze kennen, die diese Führung leitete. Die 2 Stunden, die wir unterwegs waren, vergingen wie im Flug vorbei. Ich habe Baldrian kennengelernt (hätte nie gedacht, das der einfach so am Waldesrand wächst), Giersch (schmeckt wie Petersilie), Wiesenkerbel, Waldmeister und noch viel mehr. Nach der Führung bat Katharina mich, ob ich noch kurz Zeit hätte. Sie sagte mir, dass ihr meine Fotos gefallen und fragte mich, ob ich nicht Lust auf ein Buchprojekt hätte. Ich hatte und nach einem Treffen war klar, die Chemie zwischen uns stimmt. Kurzerhand haben wir beschlossen, die nächste Etappe, die ich geplant hatte, zusammen zu gehen.
Es ist der 5. Juli 2017 und wir sind gegen 8.30 Uhr an unserem Ausgangspunkt angekommen. Ziel ist diesmal der Westerbecker Berg im Gemeindegebiet Lienen. Es ist warm, aber nicht heiß, also beste Vorraussetzungen für eine Wanderung im Wald.
Heute lerne ich einiges über die Pflanzenwelt im Wald. Zum Beispiel über die Brennnessel. Es gibt Weibliche und Männliche. Man kann sie gut am Blütenstand unterscheiden. Für mich war bisher eine Brennnessel eine Pflanze, an der ich mir immer wieder ordentlich weh tat, wenn ich nicht aufpasste. Meine Großeltern hatten früher eine Gartenlaube und mein Opa hat immer einen Sud aus Brennnesseln angesetzt. Wofür genau dieser war, weiß ich leider nicht mehr, ob zum Düngen oder um Schädlinge abzuhalten. Ich erinnere mich nur noch, dass es nicht besonders gut roch.
Katharina machte etwas von den Samen ab – ich weiß aber nicht mehr ob männlich oder weiblich – und gab es mir zum Essen. Ich probierte und es schmeckte nach Pflanze, irgendwie grün. Ich bekomme im Laufe des Tages noch häufiger etwas zum Essen, aber ich bin nicht immer mutig genug.
Es ist ruhig im Wald, wir gehen die meisten Zeit auch schweigend nebeneinander her. Ich geniesse das Grün des Waldes und den Wind, der immer wieder durch die Baumwipfel weht.
Es gibt viele Brombeersträucher, die in voller Blüte stehen. Teilweise ist der Wegesrand komplett mit den Sträuchern bedeckt. Also mal einen Abstecher in den Wald machen, ist dann eher schwierig oder halt schmerzhaft. Die Dornen tun doch mächtig weh.
Ich habe ja meistens kein Glück, dass Waldtiere meinen Weg kreuzen. Doch als wir auf eine kleine Lichtung kommen, ist dort regelrechter Schmetterlingsflugverkehr. Einige Arten habe ich vorher noch nie gesehen, zumindest nicht bewußt. Es ist wunderschön anzusehen, wie sie umherfliegen.
Ich frage Katharina wieder einmal, was das da für eine schöne gelbe Blüte ist. Sie sagt, dass ist Springkraut. Aha, woher auch immer die Pflanzen so ihre Namen bekommen. Wußtest ihr, dass es 3 verschiedene Arten von Springkraut gibt? Das einheimische, was leider immer mehr verschwindet und noch zwei Einwanderer, das kanadische und indische. (Bei den nachfolgenden Bildern ist das linke, das einheimische, daneben das indische, darunter dann links das kanadische. Und ich hoffe, ich habs nicht durcheinandergebracht.)
Unser Weg führt uns wieder einmal vorbei an einem Steinbruch und über ein Firmengelände. Zumindest habe ich den Weg so geplant. Hier entdeckt Katharina eine wilde Möhre. Diese Pflanze ist richtig clever. Sie hat weiße Blüten und in der Mitte einen dunklen Punkt der aussieht wie eine Fliege. So lockt sie genau die selbigen an, damit sie die Bestäubung und Verbreitung der Pollen übernehmen.
Auch mit Katharina schaffe ich es, mich zu verlaufen bzw. einen Weg zu planen, den es so gar nicht gibt. Ich schaue auf meine Karte und wenn wir die Straße nehmen würden, dann wäre das ein richtig großer Umweg. Also, ab in den Wald, wo der Wanderweg sein soll. Und der Abstecher hat sich gelohnt. Es ist hier wunderschön, Birken blitzen zwischen den Buchen auf und das Gras lässt den Waldboden leuchten. Einfach nur wunderschön.
Der weitere Weg führt mal wieder steil bergab, aber auch den Abschnitt meistern wir. Was wäre so eine Wanderung ohne ein kleines Abenteuer.
Auf dieser Wanderung lerne ich sehr viele neue Pflanzen und Sträucher kenne. Ich finde das sehr inspirierend auch im Hinblick auf meine Fotografie. Ich weiß jetzt, wie eine Blüte der Tollkirsche aussieht und das die Blüten vom Mädesüß tatsächlich süßlich riechen.
Ich freue mich schon sehr auf die Zusammenarbeit mit Katharina an unserem Buch. Wann es soweit ist, erfahrt ihr hier oder auf meiner Homepage.
Den Streckenverlauf der 8. Tour zum “Nachlaufen” findet ihr hier.